Haller‘s Ausführungen zu Kunst und anderen Künstlern
1982 Haller über sich
Carl Einstein und Will Grohmann - beide Modernisten – waren froh, mit mir endlich einen Maler vorweisen zu können, der wie Renoir, Braque, Picasso
und in gewissem Sinne auch Kirchner, die Traditionslinie fortsetzen konnte, die bei den Deutschen schon seit der Reformationszeit ins Wanken geraten
war. Die grosse skulpturale Formgebung ist keineswegs allein farnzösische Eigenart – jedoch nur die Franzosen hatten das Glück, die Formgesetze
seit Poussin jeder Generation weiter zu geben. Vom „Faire Poussin devant la nature“ bis zum „Maler der Billardkugeln“, Courbet – und von dem her
wieder aufgeteilt von Renoir und Picasso, hat plötzlich und völlig unerwartet ein Deutscher mitgespielt und die Traditionslinie weitergeführt.
Es ist bedauerlich, dass er, den Umständen entsprechend, keine Schüler hinterlassen konnte. Es sei denn, dass sich auf Grund der geschriebenen
Ontoeidetik ein junger Deutscher finden würde, der irgendwann einmal die Tradition noch einmal aufnimmt. Es gibt – vergleichbar zur Reiterei
– eine Hohe Schule der Malerei. Courbette, Capriole, lernt man eben nur in Wien. Die Hohe Schule der Grossen Malerei ist mit dem Pneuma
eindeutig festgelegt.