Haller‘s Ausführungen zu Kunst und anderen Künstlern
1. Januar 1982, Haller in einem Brief an Liah über Ontoeidetik
Die Ontoeidetik mit dem Nachweis des Kunstpneuma wird von Fachleuten als epochemachende Entwicklung bezeichnet. Die Schrift selbst im Salzburger
Jahrbuch der Philosophie, Universität Salzburg, wurde in das „aktuelle internationale“ Schrifttum mit eingereiht. Die Ontoeidetik ist eine Lehre
„auf Zukunft hin“. Da es heute schon Gelehrte gibt, die ernsthaft mit astronomischen und astrologischen Zeitabschnitten rechnen, wurde auch bereits
die Theorie der Ontoeidetik mit jener kommenden Epoche zusammengebracht. Neben dem Begriff der Epoche in Verbindung mit hohem Wertmaß gebraucht, gibt
es noch eine negative Auslegung dieses Wortes, welches dann mit einem Akzent versehen wird. Es ist die Epoché. Sie weist auf eine Neutralisierung aller
geistigen Werte hin und ist gleichzusetzen mit dem vorübergehenden totalen Verlust aller Geistigkeit. Epoché bedeutet so absolute Enthaltung jeglichen
Werturteils. Sie ist während des Verfalls einer Kultur zu beobachten. Dem Philosophen, besonders dem Ontologen, geht es um die Rückgewinnung von
Werthaftigkeiten. Daher ist in den Büchern der Geistesgeschichte zurück zu lesen. Rücklesung ist das Wort für religiöse Rückschau, also das Sehen,
ist schwieriger zu beurteilen, da wir Späteuropäer des Sehens entwöhnt sind. Die Anwendung des Kunstpneuma in den Kult - wie Kulturzeiten der
Völker war aber so selbstverständlich, daß so gut wie nie ein Wort darüber verloren zu werden brauchte. Das, was nie geschrieben wurde, ist für
uns nicht existent (quod non in artis non est in historia). Das eidetisch Elementare als eigentlicher Bestand unseres Erbgedächtnisses mußte
daher erst wieder neu gefunden werden.