Haller’s Leben in Zeitepochen
Haller’s Verlust des rechten Auges
Hallers Mutter, die von Ludwig Haller’s Vater mit deren Zofe betrogen wurde, war vollkommen verzweifelt um ihren Sohn, der einmal ihr,
dann wieder ihrem Mann vom Gericht zugesprochen wurde. Um Ludwig vor einer Stiefmutter zu bewahren, schoss sie dem von einer Sonnwendfeier Heimgekehrten,
als er schlief, in den Kopf, wobei er – wie durch ein Wunder –“nur” ein Auge verlor.
Es war am 22. Juni 1921, gegen 3 Uhr morgens. Die Kugel zerfetzte das rechte Auge, schoss durch das Nasenbein, umrundete das linke Auge und blieb
schliesslich im linken Backenknochen stecken.
Seine am 9.5.1858 geborene Mutter, hat sich dann 14 Tage später, als sie sicher gehen konnte, dass ihr Sohn nicht vollkommen erblindet war (sie hatte
es als Unfall dargestellt, so als ob sich Ludwig im Schlaf selbst erschiessen wollte), mit Leuchtgas vergiftet.
In seinen Memoiren beschreibt Haller dieses Ereignis als einen „schweren Unfall“. Er verehrte seine Mutter und hatte wohl grosses Verständnis für deren
Motivation, lieber ihren Sohn zu töten als in die Obhut einer Stiefmutter zu geben. Er scheint ihr nie Vorwürfe gemacht zu haben.
„Mit 17 Jahren erlitt ich einen äusserst schweren Unfall mit Verlust eines Auges. Glück im Unglück, dass alles nicht tödlich auslief, die Ärzte
bezeichneten es als ein Wunder. Damals habe ich nicht nur einen Schutzengel, sondern mehrere zugleich gehabt. Wegen des verlorenen Auges musste ich
nicht zum Militär.“
Diese Verehrung gipfelte darin, dass er als Autor der „Ontoeidetik“, 60 Jahre nach dem Ereignis, seinem Familiennamen Haller den Zusatz „Rechtern“ gab,
also den Mädchennamen der Mutter.