Haller‘s Ausführungen zu Kunst und anderen Künstlern
1982 Haller über Metaphysik
Das Zeitalter der persönlichen Vereinzelung ist zu Ende. Es ist die geistige Epoche, die etwa mit Kirkegaard begann, über Heidegger und dessen Schule
führte zu der ja auch die Franzosen gehören, welche mit Sartre an der Spitze in populären Schriften den Pessimismus wach riefen, der zur
„miserablen“ Vereinzelung führte. Diese als Existenzialismus bekannt gewordenen Lehre war möglich geworden, weil 1883 in Berlin an der Universität
– excatherra – erklärt wurde: „Die Systeme der Metaphysik sind gefallen“.
Der sich etwa um die gleiche Zeit sich neu gegründeten Kunstwissenschaft war jener Gedanke zu äusserst lieb, konnte sie doch die Kunst von der
Einzelpersönlichkeit des jeweiligen Künstlers sehen und in subjektiven l’art pour l’art – verstehen begreifen. Der historische Gedanke von der
Höherentwicklung kam hinzu – ein Gedanke, der für die technologischen Wissenschaften allein Geltung haben darf.
Die Absicht der über Kunst schreibenden war seitdem jedem einzelnen Künstler als Individuum, also als „ungeteilt“ zu sehen und ihn so auch herauszustellen,
d.h. ihn so sehen zu lernen, was den Einen vom Anderen trennt, nicht was ihn bindet. Den heute an Kunst interessierten ist es also völlig unverständlich,
was der Direktor des Louvre unlängst sagte: „Die grossen beobachten die Grossen und verständigen sich untereinander“.
Der englische Publizist Read meinte 1945 ähnliches, als er sagte, es sei ein stillschweigender Consensus am Werke, der verböte, auf Renoir und Picasso
aufzubauen. Aus naheliegenden Gründen natürlich. Das was Renoir und Picasso betrifft, so sind das gerade Personen, die zu „Persönlichkeiten“ wurden,
weil sie nicht aus der Reihe tanzten. Man hat ja selbst dem grossen „Neuschöpfer“ Picasso vorgeworfen, er habe sich stets an Vorbilder gehalten, was
durchaus richtig ist, aber gerade das Plus und die von „Persönlichkeit“ eines Picasso, Renoir, Degas, Saurat, Cézanne ausmacht. (Die Deutschen haben
seit dem 30-jährigen Krieg den Anschluss an die Weltspitze verloren.)
Der Personkult hatte sich auch politisch in „Führer und Stalinkult“ gezeigt als Folge auch hier des „positiven“ Existentialismus. Nicht nur der „positive“,
auch der „pessimistische“ Existentialismus ist weitgehend im Abnehmen begriffen – nicht, weil dessen Verfechter gestorben sind, sondern deshalb, weil diese
Epoche eine sogenannte Epché ausgelöst hat, die bei Ablehnung der Metaphysik wieder hinzu gehörigen Ethik zur totalen Werturteilslosigkeit gelangt
ist.
Der Umschwung von der reinen Empirie zur Metaphysik hätte mit Hallers Berufung 1932 an die T.H. mit Hilfe der Entdeckung des Kunstpneuma erfolgen sollen,
der damals 1933 aufgrund seiner Lehre beinahe ins KZ gekommen wäre.
Die Umstellung auf eine „neue“ Metaphysik konnte daher erst den Veröffentlichungen des Biologen Hans André (1952) und dessen (??????) die Metaphysik wieder
einführenden Ontologen Heinrich Beck mit dessen analogisch???? erfolgen.
Erst 1977 konnte Haller Beziehung zu Heinrich Beck aufnehmen, der ihn endlich nach einem ganzen vergangenen Lebensalter zugleich mit der Veröffentlichung
seiner Visualmetaphysik, der Ontoeidetik, an der Universität zu Worte kommen liess.
Mit diesen drei Personen, Hans André, Heinrich Beck und Ludwig Haller, wurde das Verdikt gegen die Metaphysik aufgehoben und wiederum“ex cathedra“ eine
noch bislang unbekannte Metaphysik für „hoffähig“ erkärt. Diese Metaphysik geht also wieder neu von den Universitäten aus. (Es hat sich nur noch nicht
herumgesprochen.)
Dem Spezialfall „Kunst“ heisst das: die bildende Kunst bekommt durch die Wiederentdeckung des Kunstpneumas ihren Geisttitel zurück, der ihr vor der nur
empirisch arbeitenden Kunstwisenschaft genommen worden war. Die Kunst der abendländischen Kulturzeit war letztlich oftmals nach Zögern eingebettet in die
universitas menberum??? Ab jetzt geht das Urteil über Kunst wieder von jener univeritas aus.
In der Lehrpraxis bedeutet dies, dass die Epoche der Epoché (dem Sichfernhalten jeglichem universalen Werturteils) wieder überwunden ist und dass man sich
durch gesietiges Sicheinüben – ab einem Sehtraining sozusagen- die Kunst völlig neu erfassen kann.
Metaphysisch gesehen gibt es nur 3 Grundarten der Erkenntnis – hierin der Trinitätslehre verwandt -, die in Sehimpulsen umgesetzt eine pneumatische
Kunstform in Erscheinung bringen. Die Lehre besagt nun, dass in jeder der 3 Kunstformen zwar nur eine als vorherrschend in Erscheinung treten kann,
beide anderen, als Möglichkeit (ontologisch ausgedrückt: als „Potentialität“) immer im „Seinshintergrund“ dazu sein hat, dass also somit die Kunst
verwandlungsfähig (aber nicht entwicklungsfähig) bleibt.
Von einer Zeichnung, die ja die Form trägt, so ist, dass sie sich sofort in einem Picasso, Degor???, Rembrandt u.s.w. umwandeln kann. (Nichtpneumatisch
sind z.B. Baldung Grien, Jordaens, Monet)